Zieht ein Bedingungsloses Grundeinkommen Ausländer*innen an?
Möglicherweise werden mehr Menschen innerhalb der EU nach Österreich ziehen, wenn wir als erstes Land das Bedingungslose Grundeinkommen einführen. Grundsätzlich macht ein Land, in dem Menschen gerne leben wollen, alles richtig.
Wir wissen, dass Menschen die ihre Heimat verlassen, meist jung, motiviert und lernfähig sind. Motive für Migration, auch innerhalb eines Landes, sind hauptsächlich Familie und Liebe, Studium und Aussicht auf Arbeit, aber auch Extremsituationen und Fluchtnotwendigkeit. Würden Sie nur für ein Bedingungsloses Grundeinkommen nach Finnland ziehen?
Wir hoffen, dass nicht nur wir, sondern auch junge Menschen aus dem europäischen Schengen1-Raum Österreich mit Grundeinkommen attraktiver einschätzen als heute. Das wäre in einer alternden Gesellschaft ein Gewinn. Österreich würde mit einem Bedingungslosen Grundeinkommen erstmals allen Menschen attraktive Lebensperspektiven bieten.
Österreichs Wirtschaft profitiert seit geraumer Zeit von Zuwanderung, nicht nur in der Tourismuswirtschaft, der Altenpflege und der Bau- und Zulieferindustrie. Heute wird Migration oft als Verdrängung vom Arbeitsplatz und damit vom Einkommen gesehen. Mit einem Bedingungslosen Grundeinkommen wäre Zuwanderung eine willkommene Hilfe bei all der Arbeit, die hier zu tun ist.
Beispiel: Die “24-Stunden-Pflege” wird meist mit Hilfe von Menschen aus Osteuropa durchgeführt. Diese pendeln aufwändig und gefährlich aus ihren Heimatländern, um unsere Angehörigen zu pflegen. Mit einem Bedingungslosen Grundeinkommen hätten alle mit Wohnsitz in Österreich eine wirtschaftliche Basis, zu der beliebig hinzuverdient werden kann. Arbeitsteilung würde leichter fallen. Es könnten kleinere Betreuungseinheiten auf mehr Pflegende wie Familienangehörige verteilt werden, weil sogar Teilzeitbeschäftigung in Kombination mit BGE in adäquater Höhe für ein gelingendes Leben reicht.
Beziehen könnten das Bedingungslose Grundeinkommen nur Menschen mit Wohnsitz in Österreich. Wer hier lebt, trägt mit seiner Arbeit zur Wertschöpfung und mit seinem Konsum zum Steueraufkommen bei (FAQ zur Finanzierung folgt). Wir alle zahlen es, wir alle erhalten es, so würde das Bedingungslose Grundeinkommen zum Mittel der Integration in die Gesellschaft.
Wahrscheinlich gäbe es Übergangsfristen, z.B.: für Studierende, die ins Ausland gehen, oder für Saisonarbeiter*innen. Möglich ist, dass ein paar Prozent der Bevölkerung sich zum Schein in Österreich wohnhaft melden, ohne ihren Lebensmittelpunkt hier zu haben, um das BGE zu erhalten. Doch zeigt sich die Stärke einer Gesellschaft nicht im Umgang mit Armut und Missbrauch? Würden wir das eigene Glück schmälern, weil wenige Menschen das System ausnutzen? Würden wir selbst auf das Bedingungslose Grundeinkommen verzichten, nur um es anderen Menschen vorzuenthalten?
Wir. Füreinander. Jetzt.
1Das Schengen-Abkommen aus dem Jahr 1985 regelt die Personenfreizügigkeit und die gemeinsame Einwanderungspolitik der beigetretenen Länder. Die Kontrollen an den Grenzen der Schengen-Staaten wurden aufgehoben bei gleichzeitig verstärkter Sicherung der Grenzen zu den Drittstaaten.