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Aber wer arbeitet dann noch?
geschrieben von Manuel Blum

Fachkräftemangel hat sich mittlerweile in einen generellen Arbeitskräftemangel verwandelt und ist in aller Munde. Eine Bestandsaufnahme.

Arbeitskräftemangel scheint eine Themenverfehlung zu sein, da wir derzeit ein Allzeithoch von Beschäftigten bei ca. 4.5 Millionen Menschen vorweisen können. Die Pensionierungswelle wird erst in den kommenden Jahren tatsächlich zu weniger verfügbaren Arbeitskräften führen. Zusätzlich sehen die aktuellen Geburtenzahlen alles andere als rosig aus. Im Jahr 2023 sind in Österreich so wenig Kinder geboren, dass es nicht einmal mehr gelungen ist die 80.000er-Grenze zu knacken.

Wir bekommen weniger Kinder, aber die Bevölkerung wächst.

Es stimmt, dass die Gesamtbevölkerung grundsätzlich durch Migration und Asyl steigt. Nun könnte man meinen, die Mär vom großen Bevölkerungsaustausch, die vom rechten Rand kolportiert wird und immer weiter in die Mitte der Bevölkerung tropft, sei wahr. Nur sowohl die Verschwörung, die dies böswillig steuert, als auch die „Lösungsansätze“ sind völliger Humbug.

In einer alternden Bevölkerung herrscht eine kinderfeindliche Politik.

Dies beginnt bei einer kinderfeindlichen Infrastruktur über die ökonomischen Rahmenbedingungen, die ein oder gar mehrere Kinder zu einem hohen Armutsrisiko machen und geht weiter bei der seit Jahrzehnten miserable Lage in der Kinderbetreuung. Die 40-Stunden-Arbeitswoche war darauf ausgelegt, dass eine Person diese absolviert, während eine zweite Person Haus und Kinder betreut. Zusätzlich fallen die Großmütter als Kinderbetreuung zunehmend weg, da diese oft auch noch im Erwerbsarbeitsprozess stecken.

Es gilt die Rahmenbedingungen zu ändern.

Zusätzlich ist den mittelfristig auftretenden Problemen schwacher Geburtenjahrgänge mit gezielter Migration und Integration entgegenzuwirken. Selbst wenn ab morgen ein Kinderparadies in Österreich geschaffen würde, spürt der Arbeitsmarkt frühestens in mehreren Dekaden etwas davon. Was an dieser Diskussion jedoch am Bedenklichsten erscheint, ist die Tatsache, dass im öffentlichen Diskurs der Mensch nur mehr als Arbeitskraft gewürdigt wird. Nicht eine Wirtschaft, die zur Entfaltung und dem Wohlstand der Menschen dient, sondern der Mensch als Material im Produktionsprozess steht im Fokus.
Der Wert und die Würde eines Menschen sind jedoch nicht ein Produkt seiner Leistungsfähigkeit, sondern unantastbar und das Fundament unserer Gesellschaftsordnung – daran sollten wir uns schleunigst wieder erinnern.

Bedingungsloses Grundeinkommen verändert den Blick und die Fakten.

Das BGE könnte hier gleich mehrere Themen hilfreich begleiten. Einerseits würde es die Existenz von Bullshitjobs (also Jobs, die selbst von denen, die sie ausüben, als sinnlos erkannt werden) abschaffen, da der Existenzdruck für diese Personen wegfallen würde. Dies befreit Personen in sinnvolle - und vielleicht schlecht bis gar nicht bezahlte, aber durch das BGE nun ausführbare - Tätigkeiten (Pflege, Kindererziehung, etc.) wechseln können. Mit einem niedrigeren Kinder-BGE und adäquaten kostenfreien Services für Kinder, kann dies so gesteuert werden, dass Kinder trotzdem kein “Geschäftsmodell” sind, denn Kinder sollen um ihrer selbst willen bekommen und geliebt werden und nicht wegen einer staatlichen Überweisung.

Andererseits wäre damit dann auch die Kinderarmut mit einem Schlag abgeschafft und ein oder mehrere Kinder wären dann auch eine Aufgabe, die gesellschaftlich sinnvoll und somit auch finanziell anerkannt werden würde.

Trotz der vielen düsteren Wolken am Horizont gibt es bei eingehender Betrachtung offensichtlich wesentlich mehr Lösungen als Probleme - wollen müssen wir halt.

 

Manuel Blum

Manuel Blum

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