Skip to main content

Habe Arbeit - Suche Einkommen!

veröffentlicht - 09. Juli 2024
geschrieben von Manuel Blum

Warum Einkommen die Voraussetzung für Arbeit ist und nicht umgekehrt. Eine wahre Geschichte eines echten Menschen, nur der Name ist geändert. 

Sabine besucht eine AMS-finanzierte Berufsausbildung. Seit zwei Monaten hat sie endlich ihre Leidenschaft gefunden. Ihre Augen leuchten, wenn sie sich frühmorgens vor ihren Schulungslaptop setzt und mit den anderen Teilnehmenden an ihren Aufgaben zu arbeiten beginnt. Das erste Mal in ihrem Leben kommt das Gefühl auf “angekommen” zu sein in einem Beruf, auch wenn sie erst am Anfang steht.

Sabine kommt aus einer einkommensschwachen Familie vom Land,

sie hat sich mit Gelegenheitsjobs früh selbst über Wasser halten müssen und ist alleinerziehend mit einer Tochter und einem Buben. Was sie mal werden will, hat sie bis vor zwei Monaten noch nie jemand gefragt und für einen Plan gab es in ihrem Leben nie die finanzielle Sicherheit, um diesen überhaupt schmieden zu können.

Nun droht Sabine, die vielversprechende junge Frau, jedoch zu scheitern, denn es zeigen sich Wolken am Horizont. Welches unlösbare Problem tut sich auf? Die Urlaubszeit.

Ihre Tochter hat eine Betreuungsmöglichkeit zur Überbrückung der Sommerferien, der Sohn jedoch nicht. Sabine muss 30 Stunden die Woche in der Ausbildung verbringen, mit ca. 3 Stunden Reisezeit pro Tag - tendenziell mehr, da sie die Kinder vor der Ausbildung in die Aufbewahrungsstätten bringen und danach wieder abholen muss. Zeit für sich kennt sie ohnehin nicht, da sie völlig auf sich allein gestellt ist.

Es gibt nur ein einziges Betreuungsangebot in der Region,

dass der lokale Bürgermeister mit den Kinderfreunden aufgestellt hat, das jedoch 500€ pro Monat kostet und somit Sabines Budget sprengt. Das Betreuungsangebot kommt nun generell nicht zustande, da sich die Familien bzw. in erster Linie alleinerziehenden Frauen aufgrund der finanziellen Hürde nicht anmelden können. Für die Wohlhabenden gibt es Optionen, für die, die jedoch am dringendsten Hilfe benötigen, sind diese 500€ ein unüberwindliches Hindernis.

Hier endet die Tragödie jedoch nicht, denn es werden Sabine AMS-Sanktionen angedroht, da sie die Ausbildung abbrechen muss und dem Arbeitsmarkt auch nicht zur Verfügung steht. Sprich: Weil du keine Kinderbetreuung hast, streichen wir dir jetzt auch noch die AMS-Bezüge. Somit wird Sabine nicht nur vom Weg in eine stabile Zukunft abgebracht, sondern sie wird, samt Kindern, auch in der Existenz bedroht. 

Wie die Geschichte ausgehen wird,

ist derzeit offen. Trotz Interventionen der Bildungseinrichtung ist nicht klar, ob Sabine nun von der Gesellschaft davon abgehalten werden wird, eine stabile Existenz zu gründen. Engagiert eine Lösung für Sabine zu finden, muss der Autor leider feststellen, dass es sich um keinen Einzelfall handelt.

Sabine ist nicht sozial schwach - ganz im Gegenteil.
Sabine ist nicht faul - ganz im Gegenteil.
Sabine ist nicht dumm - ganz im Gegenteil.

Gegen Armut hilft am Ende nur eines: Geld.

Mit mehr Geld kann Sabine ihre Kinder besser betreuen und ihnen helfen, aus der Armutsspirale zu entkommen. Mit mehr Geld kann Sabine eine stabile Existenz führen und einen wertvollen Beitrag zur Gesellschaft leisten.

Wenn Sabine es nun nicht schafft, haben wir ein Systemproblem und dass Sabine Zeit ihres Lebens allein gelassen wurde, ist es ebenfalls. Und selbst wenn sie es nun schaffen sollte, dann nicht wegen des Sozialsystems, sondern trotz. Und nicht zu vergessen des Engagements vieler Einzelner, die oft für Gottes Lohn weit mehr als nur ihren Job tun.

Manuel Blum

Manuel Blum

Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.