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Wohnen und das Bedingungslose Grundeinkommen

veröffentlicht - 16. Juli 2024
Wohnhaus Ansicht
geschrieben von Patrick Caic-Pröll

Chancen und Risiken eines BGE für den Wohnungsmarkt.

Angenommen, jeder Mensch in Österreich würde jeden Monat bedingungslos einen gewissen Betrag erhalten, von dem er leben kann – wie würde sich das auf das Thema „Wohnen“ auswirken? Um dieser Frage – natürlich rein spekulativ, Studien hierzu existieren nicht – nachzugehen, muss man sich zuerst einmal über die Höhe eines BGEs Gedanken machen. Da dieses Thema aber den Rahmen eines einzelnen Artikels sprengen würde, gehen wir einfach von 1.500€ für Erwachsene und 750€ für Kinder pro Monat aus.

Zusätzliches Geld für alle?

Das wäre aber natürlich nicht einfach zusätzliches Geld, das jeder Mensch netto mehr am Konto hätte, denn selbstverständlich muss mit der Einführung eines BGEs auch eine Steuerreform einhergehen, einerseits um die Finanzierung zu gewährleisten und andererseits, um Inflation zu verhindern. Hierzu gibt es unterschiedliche Modelle – von einem umwandelnden Modell, wie es die Generation Grundeinkommen fordert, bis hin zu Modellen, in denen man die 1.500€ zusätzlich zum heutigen Einkommen erhält, dies aber durch höhere Einkommenssteuersätze wieder ausgeglichen wird.

Insgesamt kann man sagen, dass der Großteil der Menschen in Österreich zwar durch mehr Sicherheit und Freiheit, aber nicht unmittelbar finanziell von der Einführung eines BGEs profitieren würden. Die Gruppen, die tatsächlich mehr Geld zur Verfügung hätten als heute, sind im wesentlichen Familien mit kleinen Kindern, da hier sowohl ein nicht Vollzeit-erwerbstätiger Mensch als auch die Kinder netto Geld erhalten würden, Student:innen und auch Personen mit sehr niedrigem Erwerbseinkommen. Personen, die bereits jetzt von Mindestsicherung leben oder auf diese aufstocken, profitieren hingegen kaum finanziell, diese müssen ihre Bedürftigkeit nur nicht mehr laufend nachweisen, um an ihr Geld zu kommen.

Was könnte dies nun für Mieten bedeuten?

Wenn es nun Personengruppen gibt, die plötzlich mehr Geld zur Verfügung haben, kann das im besten Fall dazu führen, dass diese nun einen geringeren Anteil ihres Gesamteinkommens für das Wohnen ausgeben müssen und gegebenenfalls in teurere Wohnungen umziehen. Größere Wohneinheiten würden wieder attraktiver werden und der Trend hin zu Mikrowohnungen würde sich eventuell umkehren. Ohne staatliche Regulierungen könnte aber auch genau das Gegenteil geschehen: Auf dem freien Mietmarkt könnten mittelfristig die Mieten einfach soweit erhöht werden, dass die finanziellen Vorteile für die oben genannten Gruppen überwiegend bei den Vermieter:innen landet, wodurch das BGE plötzlich absurderweise zu einer Umverteilung von unten nach oben werden würde.

Welche Trends könnte man durch die Einführung eines BGEs noch erwarten? Das Erste, was einem in den Sinn kommt, ist ein Boom von Gemeinschaftswohnformen, wie beispielsweise WGs. Leben beispielsweise 6 Student:innen zusammen in einer großen Wohnung, so beliefe sich deren monatliches Haushaltseinkommen – alleine durch das BGE – auf 9.000€, wodurch der Anteil der Einkommen, die in solchen WGs für Mieten verwendet werden, sehr gering werden würden. Solche Wohnformen würden generell für all jene Menschen, die nur geringe eigene Einkommen haben, sehr attraktiv werden, also auch beispielsweise für ältere Personen mit geringen Pensionen – was Alterseinsamkeit vorbeugen könnte –, oder auch für Gruppen von alleinerziehenden Eltern, was wiederum die Kindererziehung vereinfachen würde. Werden ohne staatliche Eingriffe in den Mietmarkt allerdings generell die Mieten erhöht, könnte das dazu führen, dass diese Personengruppen gar keine andere Wahl haben, als in solchen Gemeinschaftswohnformen zu leben, in denen sich naturgemäß nicht alle Menschen wohlfühlen.

Ein weiterer Effekt, der zustande kommen könnte, ist, dass es wieder vermehrt zu Ansiedlungen in ländlichen Regionen kommen könnte. Während ein BGE wohl nicht hoch genug sein wird, um allein von diesem beispielsweise in Salzburg eine große Single-Wohnung finanzieren zu können, sieht das am Land oftmals anders aus. Da man das BGE auf jeden Fall bekommt, wäre das Problem mangelnder Arbeitsplätze in diesen Regionen kein existenzielles mehr. Man könnte sich die Wohnung „auch so“ leisten und könnte länger auf einen passenden Job in der Umgebung warten oder sich in der Zwischenzeit auch selbstständig machen. Das könnte sowohl das Problem fehlenden Wohnraums in den Städten als auch den Verfall ländlicher Gegenden bekämpfen.

Zusammenfassend

kann man sagen, dass der Wohnungsmarkt massiv von der Einführung eines BGEs verändert werden wird. Diese Veränderungen können sowohl positiver als auch negativer Natur sein und werden maßgeblich dazu beitragen, ob das bedingungslose Grundeinkommen schlussendlich ein Erfolg oder ein Misserfolg sein wird. Vor der Implementierung eines BGEs ist es daher unerlässlich sich sehr genau mit dieser Thematik zu beschäftigen und bereits proaktiv Gesetze zu erlassen, die verhindern, dass die einzigen Profiteur:innen die Vermieter:innen sein werden.

Patrick Caic-Pröll

Patrick Caic-Pröll

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