Skip to main content

Die Jugend von heute…

veröffentlicht - 19. März 2024
geschrieben von Victoria Caic

Nach einem überraschenden Erlebnis in einem Steirer Gymnasium stellt sich die Frage: Ist das BGE überhaupt eine Utopie für Schüler:innen? Ein Erfahrungsbericht.

Letztens ergab sich uns eine einmalige Gelegenheit: Die Generation Grundeinkommen wurde eingeladen, bei einem “Menschenrechtstag” eines steirischen Gymnasiums zwanzig Minuten vor der ganzen Schule über das Grundeinkommen zu gestalten und danach noch einen vertiefenden Workshop in zwei Oberstufenklassen zu halten. Natürlich waren wir sofort Feuer und Flamme! Wenn man die Gesellschaft von einer neuen, schöneren Welt begeistern möchte, sollte man schließlich bei der Jugend anfangen! Dennoch versuchten wir, unsere Erwartungen nicht zu hoch zu stecken: Am Ende unserer kurzen Aktion in der Turnhalle sollten alle Teilnehmenden den Begriff “Bedingungsloses Grundeinkommen” zumindest einmal bewusst wahrgenommen haben. Leider mussten wir schnell erkennen, dass wir mit dieser Hoffnung viel zu hoch gegriffen hatten. Von den wenigen Personen, die überhaupt eine Regung zeigten (sowohl vom Lehrpersonal, als auch von der Schülerschaft) schlugen uns ermüdend plakative “Gegenargumente” entgegen: Das BGE sei eine kommunistische Spinnerei, die nur Faulheit belohnen würde. Auf die Frage, wer nach der Einführung eines Grundeinkommens noch in die Schule gehen würde, waren die Handzeichen ebenfalls an einer Hand abzählbar. Diese Einstellung wurde immerhin in den anschließenden Workshops korrigiert: Alle gefragten Teenager gaben an, trotzdem einen Abschluss machen zu wollen (da das mit dem BGE sowieso spätestens nach ein paar Jahren wieder rückgängig gemacht werden würde…). Anstatt Begeisterungsstürmen schlug uns im besten Fall Verwunderung, im schlechtesten konsequente Ablehnung entgegen. Keiner der Teilnehmenden konnte sich eine Situation vorstellen, bei der man in einem ungeliebten Job feststeckt, den man aus finanzieller Abhängigkeit nicht verlassen kann und auch die Tatsache, dass solch ein neuer Gesellschaftsvertrag eventuell Einfluss auf die Menge an Konsum zeigen würde, rief eher Unmut hervor. Kurz gesagt: Unsere bisherige Argumentation scheiterte grandios an der positiven Zukunftsvision der heutigen Jugend. 

Die spannende Frage, die aus dieser ernüchternden Erfahrung folgt, ist tatsächlich von systemrelevanter Bedeutung: Liegt die Unattraktivität eines BGEs tatsächlich am Alter unseres Publikums, also ist ihre Welt voller Taschengeld und Studienplänen einer BGE-Welt noch zu ähnlich, als dass diese verlockend wirkt und ändert sich das, sobald sie das erste Mal in der Arbeitswelt auf die Nase gefallen sind? Oder ist ein Grundeinkommen tatsächlich nicht die passende Lösung auf Fragen, mit denen sich die Unter-Zwanzigjährigen beschäftigen? Unsere Erfahrung in der Steiermark mag eventuell nicht repräsentativ gewesen sein, schließlich zeigt sich gerade die junge Generation sehr aktiv im Kampf gegen den Klimawandel und ohne den Einsatz von Schüler:innen, z.B. bei “Fridays for Future”, wäre das Klimabewusstsein bei dem Rest der Bevölkerung sicher nicht so hoch. Auch zeigt sich bei Umfragen, z.B. von der Uni Wien1, dass die Zustimmung zum BGE bei den Geburtsjahrgängen ab 2000 zumindest nicht niedriger ist, als in anderen Altersgruppen. Die Hoffnung bleibt also, dass mit der richtigen Ansprache und einem erweiterten Argumentationsspektrum auch die Jugend von heute für ein BGE hinter dem Smartphone hervorzulocken ist.

Quellenangaben:

(1)https://viecer.univie.ac.at/corona-blog/corona-blog-beitraege/blog82/

Victoria Caic

Victoria Caic

stellvertretende Obfrau
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.