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geschrieben von Manuel Blum

Viele empfinden das bedingungslose Grundeinkommen bereits als logischen nächsten Schritt und zukünftigen Generationenvertrag, als tatsächliche Verwirklichung der Menschenrechte, um ein freies Leben in Würde für alle zu garantieren. Immer wieder trifft der Verfasser jedoch auch auf Menschen, die ein bedingungsloses Grundeinkommen ablehnen. Es folgt ein Versuch der Klassifizierung der Argumentationslinien.

Die erste Reaktion von Menschen, die sich noch nicht damit beschäftigt haben, ist oftmals: „Das ist viel zu teuer, das können wir uns nicht leisten.“ Ebenso hatte man logischerweise ursprünglich bei Krankenversicherung und ähnlichen sozialen Errungenschaften reagiert. Dem ist einerseits entgegenzuhalten, dass es verschiedene Plausibilisierungen dazu gibt, andererseits, dass sich womöglich ein BGE sogar rein ökonomisch rechnen wird, aufgrund der präventiven Wirkungen bei vielen gesellschaftlichen Problemen. Am Ende hilft gegen Armut einfach nur Geld. Und wer die ökonomischen Folgekosten von Armut für die Gesellschaft genauer betrachtet, wird schnell sehen, dass wir hier ein Faß ohne Boden vor uns haben.
Zu teuer heißt aber oftmals nicht „das kann ich mir nicht leisten“, sondern vielmehr „ das will ich mir nicht leisten“ und liegt meistens oberhalb einer tiefergehenden Ablehnung.

Für manche Menschen ist der Showstopper die Tatsache, dass das BGE alle bekommen sollen. Also wirklich alle – auch der reiche Sack auf seiner Yacht und mein Nachbar, dieses faule Stück? Natürlich würde man selber weiterarbeiten, man will ja etwas erreichen und seinen Teil beitragen, aber der Nachbar, der tickt ja nicht so wie man selbst, der ruht sich dann einfach in der Hängematte aus.

Gerade diese Emotion wird gerne von neoliberalen Politikern als Gegenargument gefüttert. Studien zeigen jedoch, dass wir alle einen – natürlich mehr oder weniger – hohen Drang dazu haben, tätig zu werden. Alleine, wie viel Ehrenamt in Österreich Tag für Tag geleistet wird, ist Beweis genug, dass dieser Faktor wohl vernachlässigbar ist.

Dies bringt uns zum nächsten Argument: „Wer macht denn dann die ganze Arbeit, die niemand machen will?“ In der Tat haben wir bereits im heutigen System augenscheinlich keine Garantie, dass Arbeit erledigt wird. Es würde jedoch die Möglichkeit wegfallen, Menschen in eine verhasste Arbeitsstelle zu zwingen. Aber mal Hand aufs Herz – wollen wir, dass unsere Kinder von Lehrern unterrichtet werden, die in ihre Arbeitsstelle gezwungen wurden? Oder dass Menschen, die den Aufzug in unserem Wohnhaus warten, jeden Tag ihren Job hassen und versuchen, so wenig wie möglich davon zu tun? Gerade in einer Wissensgesellschaft ist es immer weniger möglich und vor allem ratsam, Menschen in einen Job zu zwingen, den sie nicht wollen, da sie vermutlich (ohne Absicht) mehr Schaden anrichten als Gutes tun würden. Die Arbeit, die gemacht werden muss, muss also attraktiviert werden (Geld, Arbeitszeit, etc..), automatisiert, oder die Person, der diese Arbeit wichtig ist, muss sie selbst verrichten– was durch ein BGE leichter möglich ist als derzeit.

Last but not least war der Verfasser lange Zeit sehr verwundert, dass oft gerade jene Menschen ein BGE ablehnen, die am meisten davon profitieren würden. Alleinerziehende Mütter, die mit drei Jobs ihre Kinder ernähren. Künstler, die sich einen unliebsamen Brotberuf besorgen, um in dem bisschen Freizeit dann ihrer eigentlichen Berufung nachzugehen. Oft kommen dort sehr emotionale Ablehnungen gegenüber einem BGE. Dies ist jedoch bei eingehender Betrachtung auch erklärbar. Wenn Menschen harte Zeiten durchstehen und schwierige Abwägungen treffen müssen, wie z.B.: Ich sehe meine Kinder weniger, damit ich die Miete, das Essen, die Heizung und den Schulausflug bezahlen kann, dann darf dieses erlittene Leid nicht vergebens gewesen sein. Es handelt sich dabei im Grunde um eine Reaktion darauf, dass die höchstpersönliche Heldenreise, die womöglich viel Scham und schlechtes Gewissen in sich trägt, am Ende nicht notwendig gewesen wäre. Und dies ist wohl eine sehr schlimme Erkenntnis, derer wir uns jedoch nicht verschließen sollten. Denn am Ende geht es beim BGE genau darum – um ein besseres Leben für alle!

 

Manuel Blum

Manuel Blum

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