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geschrieben von Victoria Caic

Die Care Arbeit ist in Österreich immer noch sehr ungleich zwischen den Geschlechtern verteilt. Durch die Einführung einer “Herdprämie”, die gerne von Rechtspopulisten gefordert wird, würden diese Zustände noch verstärkt. Ein Grundeinkommen hätte den gegenteiligen Effekt.

In Österreich ist es auch im Jahr 2024 immer noch Fakt, dass der Großteil der Hausarbeit und der Kinderbetreuung, meist unbezahlt, von Frauen statt Männern geleistet wird. So gaben bei einer Umfrage zur Verteilung der Care-Arbeit [1] 35,6% der Frauen an, sich täglich um Kinder, alte Menschen oder Angehörige mit Behinderung zu kümmern, bei den Männern hingegen waren es nur 20,8 %. Noch deutlicher ist der Unterschied bei der Verteilung der restlichen Hausarbeit, also kochen, putzen usw., zu sehen: Hier gaben 83% der befragten Frauen an, sich mindestens einmal am Tag damit zu beschäftigen, bei den Männern waren es nicht einmal 30%.

Um diese zusätzliche Care-Arbeit zu schaffen, gehen Frauen deutlich weniger einer Erwerbsarbeit nach, haben häufiger einen Teilzeitjob als Männer oder geben zugunsten der Kinder und des Haushalts ihre Erwerbsarbeit komplett auf. Das kann zu erheblichen sozialen und wirtschaftlichen Problemen führen. Denn selbst wenn man die eventuell fehlende Selbstverwirklichung und die daraus resultierenden psychischen Erkrankungen außer Acht lässt, bleibt noch einiges an wirtschaftlichen Folgen übrig. Frauen, die weniger erwerbstätig sind, zahlen weniger in die Pensionskasse und sind häufiger von Altersarmut betroffen [2]. Die wirtschaftliche Abhängigkeit kann im Fall einer Trennung zu einem kompletten Verlust der Lebensgrundlage führen. So verbleiben viele Frauen in unglücklichen oder sogar Missbrauchsbeziehungen. 

Dieses Dasein scheint für Rechtspopulisten das Idealbild einer Frau zu sein und häufig wird aus dieser Richtung die Einführung einer “Herdprämie” forciert, bei der Mütter dafür bezahlt werden, dass sie sich daheim um Haushalt und Kinder kümmern, anstatt diese fremdbetreuen zu lassen. Auf den ersten Blick scheint die Idee einem Grundeinkommen relativ ähnlich und viele Skeptiker sehen in diesem tatsächlich eine verkappte Einführung eben jener “Herdprämie”, die Frauen an Kind und Küche fesseln soll. Ist ein solcher Vergleich gerechtfertigt?

Das bedingungslose Grundeinkommen eröffnet Möglichkeiten für unterschiedliche Lebenskonzepte

Zuerst soll klargestellt werden, dass die Einführung eines Grundeinkommens die Problematik des Gender-Pay-Gaps und der ungleichen Verteilung nicht von heute auf morgen lösen wird. Das BGE löst schließlich auch nicht alle Probleme, es eröffnet aber Möglichkeiten, verschiedenste Probleme anzugehen. Womit auch schon der erste und entscheidendste Unterschied zu einer Herdprämie sichtbar wird: Ein bedingungsloses Grundeinkommen bekommen eben nicht nur Frauen und auch nicht nur, wenn sie sich daheim um die Kinder kümmern. Dadurch werden viele unterschiedliche Lebensmodelle möglich. Sowohl Männer als auch Frauen können einer bezahlten Arbeit nachgehen, die sie erfüllt, ohne dass ihnen das BGE gekürzt oder gestrichen wird. Genauso können aber auch Frauen und Männer in Teilzeit gehen oder auch komplett daheim bleiben, ohne dass sie in eine finanzielle Notlage geraten. Jeder Mensch, der sich schon einmal um Kinder gekümmert oder eine Wohnung geputzt hat, weiß, dass es sich dabei durchaus um Arbeit handelt. Tatsächlich gibt es nicht wenige Familien, in denen der Mann lieber daheim bei den Kindern bleiben möchte als die Frau, es aber wirtschaftlich unvorteilhaft ist, da er mehr Gehalt bekommt als sie.

Die wirtschaftliche Abhängigkeit der Care-Arbeitenden könnte verringert werden

Ein zusätzlicher Aspekt ist die Eindämmung der wirtschaftlichen Abhängigkeit der Person, die die Care-Arbeit verrichtet. Einerseits kann jede Person, die sich damit wohlfühlt, dieser Arbeit nachgehen, ohne Angst haben zu müssen, vor dem Nichts zu stehen, falls sie von der erwerbstätigen Person verlassen wird. Auch Altersarmut sollte der Vergangenheit angehören. Sollte sich eine Person unfreiwillig in der Rolle der Hausfrau oder des Hausmannes befinden, fällt es mit einem BGE auch viel leichter, sich aus dieser Rolle zu lösen. Das eigene Grundeinkommen reicht auch für ein gutes Leben alleine oder gegebenenfalls auch mit Kindern, die ja ebenfalls ein gesichertes Einkommen haben.

Natürlich ist die wirtschaftliche Lage nicht der einzige Punkt, der Menschen in Situationen bringt, in denen sie unglücklich sind oder sogar Gewalt und Missbrauch erfahren, und sie ist sicher auch nicht der einzige Punkt, der diese Menschen daran hindert, sich aus dieser Situation zu lösen. Dennoch kann ein Wegfall der wirtschaftlichen Problematik die Gesamtsituation erleichtern. Ein Grundeinkommen wirkt also im besten Fall genau gegenteilig zu einer Herdprämie. 

Wer sich noch genauer mit diesem Thema auseinandersetzen möchte, dem sei das Buch “Grundeinkommen- Herdprämie oder Booster für Geschlechtergerechtigkeit?” von Roswitha Minardi wärmstens empfohlen.

Quellenangaben:

[1] https://data.jour.at/2023/01/care-arbeit-in-oesterreich/

[2] Statistik Austria,Lohnsteuerdaten-Sozialstatistische Auswertungen. Erstellt am 26.11.2019

Victoria Caic

Victoria Caic

stellvertretende Obfrau
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